
Rund ums Belvedere
Um 1700 erlebte Wien einen nie dagewesenen Bauboom. Rund um die Stadtmauern entstand in nur wenigen Jahren ein Ring prachtvoller Gartenpalais. Das berühmteste unter ihnen, das Schloss Belvedere, feiert im Jahr 2023 seinen 300. Geburtstag. Das heute als Museum genutzte Schloss blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück: Im 18. Jahrhundert war es Sommerresidenz des Prinzen Eugen und ein Ort ausschweifender Festlichkeiten, wie der Hochzeit Marie Antoinettes. Um das Jahr 1900 war es die Residenz des Thronfolgers Franz Ferdinand. Ab 1903 beherbergte es die Moderne Galerie, das erste Museum für zeitgenössische Kunst in Österreich, und nach dem Ende der Monarchie die Österreichische Galerie. Wir besuchen die Jubiläumsausstellung und die barocken Gärten. Danach begeben wir uns auf eine Entdeckungstour zu den angrenzenden Bauten im Viertel, wie zur hochbarocken Anlage des Salesianerklosters, das für Wilhelmine Amalie, der Witwe Josefs I, errichtet wurde, und zur Gardekirche, einem wichtigen Bau des Rokoko. In direktem Anschluss an das Schloss Belvedere liegt das Palais Schwarzenberg. Im Botschaftsviertel befinden sich spannende Bauten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, in denen unter anderem der Architekt Josef Hoffmann, der Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal und die „rote Erzherzogin“ Elisabeth Petznek wohnten.

Bronzeskulptur des Manierismus in München
In den Jahrzehnten zwischen 1570 und 1620 hatte großformatige Bronzekunst neben Augsburg vor allem am Münchner Hof Konjunktur. Figürliche Bronzeplastik in großem Format hat grundsätzlich exklusiven Charakter – sie ist extrem kompliziert und extrem teuer. Es ist daher alles andere als selbstverständlich, dass es am bayerischen Herzogshof in München zur Herstellung von Bronzeplastiken nicht nur in großer Zahl und in teils bemerkenswerter Größe, sondern auch in überregional hoher künstlerischer Qualität kam. Denn weder verfügte der Münchner Hof über einen Star-Bildhauer wie ihn sich die Medici in Florenz mit Giambologna (1529-1608) sichern konnten, noch über entsprechend üppige Geldmittel. Doch äußerster politischer Ehrgeiz und günstige verwandtschaftliche Beziehungen führten schließlich zur Produktion spektakulärer, vielfiguriger Bronzebrunnen wie sie erst im Jahrzehnt zuvor von Giambologna und Bartolomeo Ammannati (1511-92) in Florenz entwickelt wurden. Daneben sind es insbesondere Denkmäler und Grabanlagen, die sich heute in der Münchner Jesuitenkirche und dem Dom, auf dem Marienplatz und in den Bronzesälen der Münchner Residenz in hervorragender Weise studieren lassen. Sie belegen, dass München ein erstrangiges Zentrum manieristischer Bronzeskulptur war.

Durch den Wieninger Filz zum römischen Meilenstein
Die Moorlandschaft des Wieninger Filzes östlich von Traunstein ist das diesjährige Ziel unserer Wanderung – ein „Verlandungs-Regenmoor“ im Bereich der Endmoräne der letzten Eiszeit. Viele Jahre lang wurde hier Brenntorf für die Brauerei Wieninger in Teisendorf abgebaut. Der Torf wurde per Hand gestochen, zum Teil aber auch als Einstreu gerecht. Nach der Einstellung der Nutzung entwickelte sich ein abwechslungsreiches Mosaik aus verschiedenen Pflanzengesellschaften. Anschließend an die Moorwanderung besuchen wir am Kirchlein in Egerdach den römischen Meilenstein, der hier einst bei Bauarbeiten entdeckt wurde, und wer will kann sich danach auf dem Bauernhof von Maria Frisch, die für ihre hervorragenden Ziegenkäsespezialitäten bekannt ist, eine Brotzeit aus regionalen Produkten einverleiben (Preis: 15 € inkl. 1 Getränk).

Pilzwanderung auf der Reiteralm bei Ainring
Ohne Pilze läuft nichts: Der Käse braucht seinen Schimmelpilz, das Bier die Hefe, der Kranke das Penicillin. Kein Wald gedeiht ohne die ebenso komplizierte wie faszinierende Mykorrhiza, jenes enge Zusammenspiel von Baumwurzeln und pilzlichen Symbiosepartnern, und längst wären wir erstickt unter der Masse organischer Abfälle, würde diese nicht unablässig von Pilzen in ihre Bestandteile zerlegt und zu Humus umgewandelt – Recycling pur! Im Spätsommer und Herbst sind es vor allem essbare Pilze, die uns faszinieren – und giftige, vor denen wir uns fürchten. Wie man sie sammelt, bestimmt und voneinander unterscheidet, erklärt der Mykologe und Buchautor Till R. Lohmeyer auf einer ca. vierstündigen Wanderung. Selbstgesammelte Pilze können zur Bestimmung mitgebracht werden.

Der Wiener Zentralfriedhof und das Schloss Neugebäude
Der Tod muss ein Wiener sein, singt Georg Kreisler. Tatsächlich ist der Wiener Zentralfriedhof mit einer Fläche von fast zweieinhalb Quadratkilometern, rund 330.000 Grabstellen und drei Millionen Bestatteten eine der größten Friedhofsanlagen Europas. Nach Konfessionen eingeteilte Abschnitte, Ehrengräber für Vertreter:innen aus Kunst und Politik und die Präsidentengruft erzählen die Geschichte Österreichs der letzten 200 Jahre. Wir besuchen die Friedhofskirche zum Heiligen Karl Borromäus – die größte Jugendstilkirche Wiens. Die Mittagspause verbringen wir im Concordia Schlössl, einem Beispiel für die Ausflugskultur des 19. Jahrhunderts. Nachmittags besichtigen wir das Krematorium von Clemens Holzmeister und die Überreste des Schlosses Neugebäude. Diese für Maximilian II errichte Schlossanlage war der größte manieristische Bau nördlich der Alpen.

Die Kunstpolitik der Salzburger Fürsterzbischöfe
Das heutige Erscheinungsbild Salzburgs wurde maßgeblich durch die Bautätigkeit mehrerer Fürsterzbischöfe geprägt, die seit dem 16. die Umgestaltung der mittelalterlichen Stadt zur barocken Residenzstadt bestimmten. Dazu beriefen sie zunächst italienische Architekten, Maler und Stuckateure nach Salzburg, die hier Neuerungen in der Architektur und bei der Ausgestaltung von Residenz, Dom und anderen Bauten verwirklichten. Im ausgehenden 17. Jahrhundert waren es dann verstärkt österreichische Künstler, die im Auftrag der Fürsterzbischöfe repräsentative Werke schufen, wie der Maler Johann Michael Rottmayr oder der Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach, der zahlreiche Barockkirchen als sichtbares Zeichen des erstarkten Katholizismus errichtete. Neben den Schlössern Hellbrunn, Mirabell, Klessheim und Leopoldskron sowie den dazugehörigen Parks waren die Fürsterzbischöfe auch für die städtebauliche Gestaltung vieler Plätze mit Brunnen und Denkmälern verantwortlich. Sie waren außerdem meist auch große Kunstsammler, die Gemälde, Skulpturen, Goldschmiedearbeiten und Tapisserien erwarben: Viele dieser Werke werden noch heute in Salzburger Museen bewahrt.

Vom Salzburger Marktrecht 996 zum Schrannenmarkt.
Die Versorgung einer Stadt im Wandel der Jahrhunderte
Seit der Verleihung des kaiserlichen Marktrechts im Jahr 996 gab es in der Stadt einen täglichen Markt als Mittelpunkt eines umfangreichen Warenverkehrs. Dieser Hauptmarkt wanderte im Laufe der Jahrhunderte vom Waagplatz über den Alten Markt auf den heutigen Grünmarkt und war täglich, also auch an Sonn- und Feiertagen geöffnet. Im Spätmittelalter entstanden in den umliegenden Gassen und Plätzen Spezialmärkte, wie etwa für Brot oder Fische. Die Fleischbänke der Metzger befanden sich auf der Stadtbrücke. Auch in der Rechtsstadt lagen mehrere Marktplätze. Der 1906 behördlich genehmigte Schrannenmarkt für Landprodukte an Donnerstagen ist heute einer der größten Märkte Österreichs. Neben den Märkten, die den täglichen Bedarf der Bevölkerung abdeckten, fanden in Salzburg auch zwei überregionale Jahrmärkte statt, bei denen auch auswärtige Händler ihre Waren anboten und die Salzburger Gelegenheit zum günstigen Einkauf von Importwaren hatten. Der ältere, ab 1331 belegte Herbstmarkt, die Rupertidult, ging aus dem Fest des Hl. Rupert, dem 24. September, hervor. Schon im 14. Jahrhundert wird ein zweiter Jahrmarkt zur Fastenzeit genannt, der später immer mehr in die wärmere Jahreszeit verlegt wurde. In der Tradition dieser Jahrmärkte stehen heute die Pfingstdult und der Rupertikirtag.
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